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Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG e. V.) veröffentlicht Neuigkeiten im Herbst 2015.
Die Deutsche Krebsgesellschaft ist, nach eigenem Bekunden, die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft in Deutschland. Sie engagiert sich für eine evidenzbasierte Krebsversorgung (medizinische Behandlung, die auf Erfahrungswissen beruht) und Behandlungsleitlinien. Sie ist beteiligt an der Zertifizierung von onkologischen Versorgungszentren und der Wissensentwicklung in der Onkologie. Ebenso hat sie sich den Wissenstransfer z. B. die Erstellung von verlässlichen Patienteninformationen auf die Fahnen geschrieben.
Hier präsentiere ich einige Neuigkeiten, die im Herbst 2015 auf der Website der Deutschen Krebsgesellschaft veröffentlicht wurden.
I. Spinaliom – aktuelle Daten aus Deutschland
Auszug aus dem Kongressbericht der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO)
Das Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) ist eine häufige Form des weißen Hautkrebs. In einem Hamburger Einsendelabor mit bundesweitem Einzugsgebiet wurde die Daten von Patienten mit der Diagnose Spinaliom bezüglich Alter, Geschlecht und Lokalisation des Tumors analysiert. Die Auswertung der Daten ergibt folgendes Bild:
Gesamt | Männer | Frauen | |
---|---|---|---|
eingesandte Spinaliome | 2087 | 59,8 % | 40,2 % |
Patienten mit Diagnose | 1850 | 59,4 % | 40,6 % |
Anzahl der Spinaliome pro Patient | 1,13 | ||
Todesfälle | 5 % | ||
Jünger als 55 Jahre | 38 % | 62 % | |
Mittleres Diagnosealter | 74 Jahre | 76 Jahre | |
Lokalisation; Kopf, Hals | 71,3 % | Älter 65 Jahre: 78 % | Jünger 65 Jahre: 48 % |
Lokalisation: Rumpf, Extremitäten | 29,7 % |
Die Autoren ziehen folgendes Fazit: Ab dem 60. Lebensjahr nimmt die Häufigkeit für Spinaliome schlagartig zu. Allerdings gibt es geschlechts- und altersabhängige Unterschiede bezüglich der Häufigkeit des Auftretens und der Lokalisation. Obwohl das Spinaliom hauptsächlich an Kopf und Hals zu finden ist, sollte man es bei Frauen unter 65 Jahren auch am Rumpf und Extremitäten suchen. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen liegen evtl. am unterschiedlichen Sonnen-Verhalten.
Die Autoren hoffen mit dieser Studie wichtige Hinweise zu geben, welche Patienten besonders gefährdet sind. Insbesondere bei der Vorsorgeuntersuchung sollte man die hier beschriebenen Zusammenhänge zwischen Alter, Geschlecht und Tumorlokalisation bedenken. Es sterben zwar „nur“ ca. 5 % der Betroffenen an einem Spinaliom. Absolut gesehen ist dieser Anteil jedoch mit der Zahl der Todesfälle beim Melanom vergleichbar, da das Spinaliom insgesamt deutlich häufiger auftritt.
14.10.15 Quelle: Reusch M S et al. ADO 2015; Abstract #FV29
II. Heller Hautkrebs im jungen Erwachsenen-Alter
Auszug aus der Rubrik „Aktuelle Themen“vom 3. 11. 15.
Zur Abschätzung von Krebsrisiken ist auch die Familiengeschichte des Patienten interessant. Sie kann Hinweise liefern 1) zu einer möglicherweise ererbten Veranlagung und 2) zu Gemeinsamkeiten in der Lebensführung, die eine Krebsentstehung begünstigen.
Die Veröffentlichung aus der Fachzeitschrift Cancer Epidemiology [1] untersuchte die Bedeutung der Familiengeschichte für die Entstehung von Basaliomen (Basalzellkarzinom) in jüngeren Patienten unter 40 Jahren.
Das Basaliom ist ein weißer Hautkrebs, der hauptsächlich im fortgeschrittenen Alter auftritt. Als gesichert gilt, dass die lebenslange Akkumulation von UV-Strahlen einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung des Basalioms hat. Aber auch eine ererbte Veranlagung wird diskutiert.
376 Basaliompatienten unter 40 Jahren wurden zur ihrer Familiengeschichte befragt: Gibt es weitere Hautkrebserkrankungen in der Familie? In welchem Alter ist der Krebs aufgetreten? Zusätzlich wurde ein Gen (MC1R) untersucht, welches in der Pigmentbildung eine Rolle spielt. Als Vergleichsgruppe dienten 383 Patienten mit gutartigen Hautveränderungen.
Die Studie zeigt auf, dass Menschen ein erhöhtes Risiko tragen an einem Basaliom zu erkranken, wenn ihre nächsten Verwandten bereits an Hautkrebs erkrankt sind. Dies gilt unabhängig davon, ob es sich bei den Familienmitgliedern um schwarzen (Melanom) oder weißen Hautkrebs (Basaliom, Spinaliom) handelt. Auch wenn man den Hauttyp, die UV-Exposition und die Ausprägung des MC1R Gens berücksichtigt, bleibt das Risiko bestehen. Das höchste Risiko hatten Personen mit einem Angehörigen ersten Grades (Eltern, Kinder, Geschwister), bei dem vor dem 50. Lebensjahr Hautkrebs festgestellt worden war.
Fazit der Studie: Bei einer familiären Vorgeschichte mit Hautkrebs besteht ein erhöhtes Risiko, schon in jungen Jahren an einem Basaliom zu erkranken. Dies gilt unabhängig von Hauttyp oder UV-Exposition. Die Studie unterstreicht damit die Bedeutung der Familienanamnese (Befragung zur Erkrankungen in der Familie) für die Früherkennung von Basaliomen.
[1] N. L. Berlin, B. Cartmel, D. J. Leffell, A. E. Bale, S. T. Mayne, and L. M. Ferrucci, “Family history of skin cancer is associated with early-onset basal cell carcinoma independent of MC1R genotype,” Cancer Epidemiol., Sep. 2015.
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