Das Mini-Ozonloch

Darstellung der Sonne, Erde und des Ozons in der Atmosphäre

Inhalt

Mini-Ozonlöcher und UV-Strahlung

Manchmal liest man, dass man in Frühjahr besonders vorsichtig sein soll, wenn man seine Haut der Sonnenstrahlung aussetzt. Stimmt das, und wenn ja woran liegt das?

1) Ganz generell sollte man die Sonne immer, zu jeder Jahreszeit mit Umsicht/Vorsicht genießen.

2) Im Frühling, nach dem langen grauen Winter, ist unsere Haut meist blass, d. h. es liegt nur wenig schützendes Melanin in der Oberhaut. Von einer Lichtschwiele ganz zu schweigen. Diese Schutzmechanismen müssen wir uns erst wieder durch vorsichtige Besonnung „erarbeiten“.

3) Am Übergang zum Winter in den Frühling treten besonders häufig Mini-Ozonlöcher in der Atmosphäre auf, die die UV-Belastung kurzfristig und unerwartet in die Höhe schnellen lassen können.

Ozon

Ozon ist eine besonders instabile und deshalb reaktionsfreudige Sauerstoffverbindung.

Ozon beeinflusst unser Leben auf unterschiedlichste Weise:

  • In Bodennähe macht uns eine erhöhte Ozonkonzentration u. U. krank, erzeugt z. B. Kopfweh oder Atembeschwerden.
  • In den oberen Schichten der Atmosphäre schützt es uns vor UV-Strahlung. Hier absorbiert es zu  100 % die UVC-Strahlung und ca. 90 % der UVB-Strahlung. Ohne diese schützende Ozonschicht in der Stratosphäre (12 – 50 km) hätten sich keine Landlebewesen entwickeln können. Sie wären in der harten UV-Strahlung verbrannt.

Ozon ist uns natürlich auch bekannt durch das“ Ozonloch“

Bereits 1957 wurde eine Ausdünnung der Ozonschicht  über der Antarktis bemerkt. In den siebziger Jahren erkannte man, dass die FCKWs (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) das Ozon zerstören. Seit den achtziger Jahren beobachtete man jeden Frühling über den Polen eine starke Ausdünnung des Ozons. Besonders eindrucksvoll war dieses Phänomen über der Antarktis. Das Schlagwort Ozonloch war geboren. Von der verminderten Ozonkonzentration im Frühling sind auch die bewohnten Landmassen (Australien und Neuseeland) auf der Südhalbkugel  betroffen. Die Bewohner sehen sich seitdem mit einer erhöhten UV-Belastung konfrontiert [1].

Mit dem Montrealer Protokoll 1987 wurde die FCKW Verwendung weltweit reduziert und schließlich verboten. Seit dem Jahr 2012 spricht die Forschungsstation in der Antarktis Neumayer III von einer Trendumkehr. Die Ozonkonzentration erhöht sich wieder, das Ozonloch über die Südhalbkugel wird kleiner.

Die sogenannten Mini-Ozonlöcher haben nichts mit FCKW zu tun.

Mini-Ozonlöcher sind vorübergehende, lokale Verschiebungen der Ozonkonzentration. Sie werden nicht durch FCKWs, sondern durch bestimmte Wetterphänomene hervorgerufen [2]. Sie bilden sich überwiegend am Übergang vom Winter zum Frühling, dauern nur ein paar Tage an und treten auch über Europa auf.

Dennoch sind sie in der Lage kurzfristig die lokale UV-Intensität zu erhöhen.

Beispielhafte Studie über das Auftreten von Mini-Ozonlöchern über Valencia (Spanien) und deren Auswirkung auf  die UV-Belastung beschreibt [3].

  • Die Autoren untersuchten das Auftreten von Mini-Ozonlöchern in den Jahren 2000 – 2007 über Valencia.
  • Eine Mini-Ozonloch Episode wurde definiert als eine Ozonkonzentration, die niedriger als der monatliche Durchschnittswert (minus 2 x die Standardabweichung) der letzten 10 Jahre ist.
  • 24 solche Episoden wurden innerhalb des untersuchten Zeitraums gefunden.
  • Sie dauerten 1 – 2 Tage und traten während des ganzen Jahres auf. Die stärksten Abweichungen fanden sich im Winter.
  • Das Jahr 2004 wies mit 6 Episoden die höchste Anzahl von Mini-Ozonlöchern auf.
  • Die Ozonwerte verringerten sich während der Episoden um 9 bis 39 %. Dies ging mit einer Verstärkung des UV-Index von 13 bis 49 % einher.
  • Die meisten der Episoden aus dem Jahre 2004 waren in ganz Spanien messbar und gingen mit vergleichbaren Steigerungen des UVI einher.

Was lernen wir daraus?

Gewöhnlich erfahren wir nicht, ob die Wetterkonstellation über uns gerade so beschaffen ist, dass sich ein Mini-Ozonloch bildet.

Es kann das ganze Jahr und besonders zum Winterausgang zu einem ganz unerwarteten, sprunghaften und für die Jahreszeit ungewöhnlichem Anstieg des UV-Index kommen.

Einer Mitteilung von CORDIS aus dem Jahr 2002 ist zu entnehmen, dass die Mini-Ozonlöcher über Europa zunehmen, namentlich über Südspanien, Frankreich und Deutschland [4].

In die UVI Messungen z. B. des Bundesamtes für Strahlenschutz fließen allerdings die gemessenen Ozonwerte mit ein.  Ebenso gibt die UVI-App UVIMate die Ozonwerte an. Daran kann man sich orientieren.

Man sollte sich also nicht darauf verlassen, dass z. B. im Februar die UVI-Werte sowieso immer niedrig sind. Sie können, im Falle eines aktuellen Mini-Ozonlochs, eben auch mal um 50 % erhöht sein.

Literatur

[1]          „Department of the Environment and Energy“, Department of the Environment and Energy.  [Online]. Verfügbar unter: http://www.environment.gov.au/. [Zugegriffen: 21-Apr-2019]

[2]          „Nasa Ozone Watch: Ozone mini-hole facts“.  [Online]. Verfügbar unter: https://ozonewatch.gsfc.nasa.gov/facts/miniholes_NH.html. [Zugegriffen: 21-Apr-2019]

[3]          J. A. Martínez‐Lozano u. a., „Ozone mini-holes over Valencia (Spain) and their influence on the UV erythemal radiation“, Int. J. Climatol., Bd. 31, Nr. 10, S. 1554–1566, 2011.

[4]          „Verdünnung der Ozonschicht setzt Europa stärkerer UV-Strahlung aus | News | CORDIS | European Commission“.  [Online]. Verfügbar unter: https://cordis.europa.eu/news/rcn/17967/de. [Zugegriffen: 21-Apr-2019]

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Dr. Andrea Zgaga-Griesz
azg

Hallo, ich bin promovierte Diplom-Biologin mit langjähriger Berufserfahrung im Bereich der Lebenswissenschaften, Sachbuchautorin und Bloggerin.

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