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Wer entdeckt das Melanom zuerst –
und in welcher Beziehung steht dies zum Stadium der Krankheit und zur Prognose?
Der schwarze Hautkrebs (Melanom) ist die Hautkrebsart, die für die meisten Todesfälle verantwortlich ist. Seit den letzten Jahrzehnten steigt die Anzahl der Erkrankungen (Inzidenz) und die Anzahl der Todesfälle (Mortalität), verursacht durch ein Melanom weltweit an [1]. Laut einer europäischen Studie aus dem Jahr 2014 ist das Melanom der Krebs, der die meisten produktiven Lebensjahre kostet und die höchsten volkswirtschaftlichen Kosten pro Todesfall verursacht [2]. Eine frühzeitige Erkennung mit großen Chancen auf eine Heilung ist also sowohl aus ökonomischer Sicht, als auch für das betroffenen Individuum von größter Bedeutung!
Wie allgemein beobachtet, stellte auch eine Arbeitsgruppe verschiedener Dermatologen am Hospital General Universitario „Gregorio Marañón,“ in Madrid fest, dass viele Patienten, die an einem Melanom erkrankt sind, erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zum Arzt gehen. Eine frühzeitige Entdeckung und Behandlung ist allerdings entscheidend für den Erfolg der Therapie.
Deshalb stellten die spanischen Forscher in einer Studie folgende Fragen:
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Wer entdeckt überhaupt zuerst das Melanom? Der Patient selbst, Verwandte, medizinisch geschultes Personal oder der Hautarzt?
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Welche Beweggründe führen einen Melanompatienten schließlich zum Arzt?
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Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Personenkreis, der das Melanom entdeckt, dem Stadium der Krankheit und der Prognose (Einschätzung des Krankheitsverlaufs)?
Eckdaten der Studie :
- Retrospektive (zurückblickende) Studie: Befragt wurden 783 Patienten. Bei Ihnen wurde in den Jahren 1996 bis 2012 in der dermatologischen Abteilung dieses Krankenhauses ein kutanes (=Haut) Melanomen diagnostiziert. Alle waren älter als 18 Jahre und weißer Hautfarbe. Ihr Krankheitsverlauf wurde zwischen 36 und 240 Monaten verfolgt.
- Sie wurden sinngemäß folgendes gefragt: Wer hat als erstes das Melanom entdeckt? Was veranlasste Sie ärztlichen Rat zu suchen?
- Untersucht wurde das Stadium der Erkrankung und die Prognose.
- Veröffentlicht wurde die Studie im Journal of the American Academy of Dermatology, 2016 [3]
Beobachtungen der Studie:
- Die meisten Melanome (53 %) werden vom Betroffenen selbst entdeckt. 20 % von Dermatologen, 16 % von der Familie oder Freunden, 11 % von Gesundheitsmitarbeitern.
- Unter den „Selbst-Entdeckern“ suchten 32 % den Arzt auf, weil das Melanom seine Größe, Form oder Farbe änderte, blutete, juckte oder schmerzhaft war.
- Unter den „Selbst-Entdeckern“ sind mehr Frauen als Männer. Diese Frauen hatte eine bessere Prognose als die Männer.
- Bei Männern treten die Melanome besonders häufig an schlecht einsehbaren Körperstellen auf.
- Die „selbst gefundenen“ Melanome waren im Vergleich zu den vom Dermatologen gefundenen Melanomen weiter fortgeschritten. Sie waren dicker, häufiger ulzeriert (geschwürig, als Zeichen eines fortgeschritteneren Stadiums), entwickelten öfter Metastasen und waren mit mehr Todesfällen assoziiert.
- Die Befragung der „Selbst-Finder“ ergab, dass diese im Durchschnitt 9,8 Monate verstreichen ließen zwischen der Entdeckung einer Veränderung der Haut und dem Arztbesuch.
- Unten den Melanomen, die von Dermatologen gefunden wurden, waren 80 % Zufallsfunde.
- Aus welchen Gründe suchten diese Patienten (zufällige Entdeckung eines Melanoms durch den Dermatologen) die Hautarztpraxis auf? 80 % kamen wegen anderen Hautprobleme, 14 % kamen zu Kontrolle der Leberflecke, 4 % weil in der Familie bereits ein Melanom aufgetreten war und nur 3 Patienten kamen aufgrund einer Kampagne zur Hautkrebsvorsorgeuntersuchung.
Schlussfolgerung der Autoren:
- Patienten, deren Melanom vom Dermatologen entdeckt wurde, hatten eine bessere Prognose als „Selbst-Entdecker“. Die Dermatologen entdeckten das Melanom meist in einem früheren Stadium.
- „Selbst-Entdecker“ Frauen hatte eine bessere Prognose als „Selbst-Entdecker“ Männer. Dieser Unterschied ist besonders groß bei Patienten, die älter als 70 Jahre sind. Konsequenterweise wäre für diese Gruppe eine Schulung zur Melanomentdeckung besonders sinnvoll.
[stextbox id=“alert“ caption=“Mein Fazit“ bgcolor=“FFA54F“ bgcolorto=“FF7F00″]
- Nutzen Sie das Angebot der Hautkrebsvorsorgeuntersuchung beim Dermatologen! Dort besteht die Chance, dass das Melanom in einem frühen, gut behandelbarem Stadium erkannt wird.
- Zusätzlich: Kontrollieren sie auch selbst Ihre Muttermale. Über 50 % der Melanome wurden in dieser Studie selbst entdeckt! Die ABCDE Regel ist eine wertvolle Hilfe um Veränderungen eines Muttermals zu erkennen. Entdecken Sie eine Veränderung dann gehen Sie GLEICH zum Hautarzt. Warten Sie nicht ein dreiviertel Jahr!
- Da Melanome häufig am Rücken auftreten (bei Männern und Frauen) lassen Sie sich bei der Selbstkontrolle von Ihrem Partner/In helfen.
- Frauen – helft Euren Männern! Ihr guckt einfach genauer hin 😀 .
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Literatur:
[1] J. F. Thompson, R. A. Scolyer, and R. F. Kefford, “Cutaneous melanoma,” Lancet Lond. Engl., vol. 365, no. 9460, pp. 687–701, Feb. 2005.
[2] P. Hanly, I. Soerjomataram, and L. Sharp, “Measuring the societal burden of cancer: The cost of lost productivity due to premature cancer-related mortality in Europe,” Int. J. Cancer, vol. 136, no. 4, pp. E136–E145, Feb. 2015.
[3] J. A. Avilés-Izquierdo, I. Molina-López, E. Rodríguez-Lomba, I. Marquez-Rodas, R. Suarez-Fernandez, and P. Lazaro-Ochaita, “Who detects melanoma? Impact of detection patterns on characteristics and prognosis of patients with melanoma,” J. Am. Acad. Dermatol., vol. 75, no. 5, pp. 967–974, Nov. 2016.
Super Blogg. Sehr empfehlenswert!
Liebe rettet Leben! Auch in meine Praxis kommen oft Patienten, bei denen der Partner was entdeckt hat.
Hallo Yael, es freut mich, dass sich die Aussage der Studie in Ihrer Praxis bestätigt. Die beste Kombi für die Vorsorge ist die aufmerksame Selbstbeobachtung, ein ebenso aufmerksamer Partner und ein kompetenter Dermatologe!